Wohnen im Studium: WG-Zimmer so teuer wie nie zuvor
Letztes Update: 09.03.2022
Jeder kennt den Spruch: Lehrjahre sind keine Herrenjahre – Auszubildende und Studierende in Deutschland müssen meist mit einem knappen Budget über die Runden kommen. Ein Großteil der Ausbildungsvergütung oder des Bafögs geht dabei für die Miete drauf. Teilweise geben Studierende für ihre Miete bis zu zwei Drittel des ihnen zur Verfügung stehenden Geldes aus. Da eine eigene Wohnung für die meisten sowieso kaum bezahlbar wäre, weichen Studierende in Deutschland auf günstigere Wohnformen aus, wie zum Beispiel das WG-Zimmer oder das Wohnheim. Knapp ein Drittel aller Studierenden in Deutschland soll in einer Wohngemeinschaft leben. In Wohnheimen wohnen allerdings deutlich weniger Studierende. Eine Studie des Moses Mendelssohn Instituts und der Online-Plattform “wg-gesucht.de”, veröffentlicht im Februar 2022, zeigt, wie viel das Wohnen im Studium für Deutschlands Studierende kostet.
So teuer sind WG-Zimmer 2022
Laut der Studie des MMI kostet ein WG-Zimmer in einer deutschen Universitätsstadt durchschnittlich 414 Euro warm. Insgesamt wurden bei der Auswertung mehr als 25.000 Wohnungen aus insgesamt 97 Hochschulstandorten mit mehr als 5.000 Studierenden einbezogen. Die Studie kommt zu dem nicht besonders überraschenden Ergebnis, dass Studierende in München mit schlappen 680 Euro (!!!) am meisten für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft hinblättern müssen. Auf Rang zwei rangiert Frankfurt mit immerhin “nur” 550 Euro sowie Berlin und Hamburg mit 500 Euro im Schnitt auf Platz drei. Besonders günstige WG-Zimmer finden Studierende im Osten Deutschlands. In Cottbus kostet ein WG-Zimmer im Durchschnitt 230 Euro im Monat. Im Vergleich zu den Metropolen ist das geradezu eine Erholungskur für den Geldbeutel der Studierenden. Auch im norddeutschen Wismar zahlen Studierende durchschnittlich nur 270 Euro für die eigenen vier Wände.
Noch 2020 lag der durchschnittliche Preis für das Zimmer in der WG bei 400 Euro. In 2021 sind die Preise, bedingt durch die Auswirkungen der Pandemie, sogar unter 400 Euro gefallen. Anfang 2022 zeigt sich jetzt allerdings mit stark steigenden Preisen wieder ein ganz anderes Bild. Experten gehen zudem davon aus, dass die Preise in diesem Jahr noch deutlich stärker anziehen könnten, unter anderem auch wegen der steigenden Energiepreise in Deutschland. Denn diese haben nicht nur Einfluss auf die Grundmiete, sondern heben auch die Nebenkosten deutlich an. Der geringe Heizkosten-Zuschuss für Studierende, die BaFög beziehen, wird da nur wenig Abhilfe schaffen. Preissteigerungen werden zudem an allen Hochschulstandorten, und nicht nur in den Metropolen, erwartet.
So viele Studierende gibt es in Deutschland
Laut Statistischem Bundesamt waren im Wintersemester 2021/2022 in Deutschland rund 2.947.500 Studierende an einer Hochschule eingeschrieben.
Ansturm auf WG-Zimmer im Herbst 2022
Im Herbst 2022, pünktlich zu Beginn des Wintersemesters in Deutschland, wird der Druck auf den Wohnungsmarkt für Studierende noch einmal deutlich erhöht. Schon jetzt nimmt die Nachfrage nach WG-Zimmern vielerorts deutlich Fahrt auf. Zahlreiche Erstsemester haben sich in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der Online-Lehre an den Universitäten noch gar nicht nach einem WG-Zimmer in der neuen Stadt umgeschaut und das Studium stattdessen aus dem elterlichen Kinderzimmer begonnen. Mit der jetzt wiederkehrenden Präsenzpflicht werden zum neuen Semesterbeginn daher mehr Studierende als sonst auf Wohnungssuche sein. Hinzu kommen Tausende Studierende, die aufgrund der Corona-Pandemie ihr Studium noch um 1-2 Semester verlängern mussten. Mit der Entlastung bei den Preisen für WG-Zimmer wird es dann vorbei sein.
Sind Wohnheime eine Alternative für Studierende?
Die Mietpreise für WG-Zimmer sind für Studierende, vor allem in den Metropolen, teilweise kaum noch zu stemmen. Eine eigene Wohnung kommt erst recht nicht in Frage. Eine weitere Alternative ist das Wohnen in einem Studentenwohnheim. Laut Studierendenwerk leben derzeit etwas mehr als 9 Prozent der Studierenden in einem Wohnheim. Es zeigt sich allerdings, dass viel zu wenig staatlich geförderte Wohnheimplätze für Studierende zur Verfügung stehen. In Berlin, das ergibt sich aus Zahlen von 2019, stehen je 100 Studierende nur 5,8 Wohnheimplätze zur Verfügung. Damit schneidet die Bundeshauptstadt im nationalen Vergleich besonders schlecht ab. Während der Pandemie war es bislang für Studierende etwas leichter an ein Zimmer im Wohnheim zu gelangen. Grund dafür war vor allem, dass während der Pandemie deutlich weniger ausländische Studierende nach Deutschland gekommen sind. Die Lage dürfte sich allerdings – abhängig vom Pandemieverlauf – im laufenden Jahr wieder zuspitzen. Auch das Studierendenwerk warnt vor einer Wohnungsnot zum kommenden Wintersemester. Denn während die Zahl der Studierenden in Deutschland rapide steigt, hält der Bau von Studierendenwohnheimen nicht Schritt. Die 196.000 Wohnheimplätze in Deutschland reichen für nicht einmal 10 Prozent der Studierenden aus.