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Baustile - Welcher Stil ist typisch für welche deutsche Stadt?

Deutschland kann auf eine bunte Architekturgeschichte zurückblicken

Moderne Hochhäuser in Frankfurt, Jahrhunderte des Backsteinbaus im Norden, klassizistische Museumstempel in München – Deutschland kann auf eine bunte architektonische Geschichte zurückblicken. Besonders in historisch bedeutsamen Städten wie Berlin findet sich heute eine beeindruckend vielseitige Gebäudelandschaft aus vergangenen Epochen. Abseits von Tourismusmagneten wie dem Brandenburger Tor ist die Hauptstadt auch bekannt für ihre flächendeckende Bebauung mit Blockrandvierteln aus der Gründerzeit und vieles Weitere. Die Rheinmetropole Köln ist weltweit bekannt für ihren Dom, eine gotische Baumeisterleistung, bei Frankfurt denkt jeder sofort an die Wolkenkratzer des zwanzigsten Jahrhunderts. Welche historischen Baustile und architektonischen Merkmale sind typisch für die deutschen Metropolen? Wir stellen fünf berühmte Bauwerke aus den größten Städten der Republik vor und geben einen Einblick, in welcher Zeit diese entstanden und von welchem architektonischen Stil sie geprägt sind.

Sie interessieren sich für Informationen rund um den Hausverkauf oder Immobilienbewertungen? Hier finden Sie weiterführende Inhalte:

In den Hinterhöfen der Hauptstadt: Berlin baut auf den Blockrand

Nirgendwo ist das Prinzip der Blockrandbebauung so sichtbar wie in der deutschen Hauptstadt. Berlin ist berühmt für seine gründerzeitlichen Karrees aus Vorderhäusern und Mietskasernen, die ganze Straßenblöcke umspannen. Sie wurden bis an den Bürgersteig gebaut und schufen damit maximalen Raum für Innenhöfe. Die abertausenden Berliner Hinterhöfe beheimateten früher vor allem Werkstätten und Industrie. Das produzierende Gewerbe befand sich zu Zeiten der Industrialisierung hinter prachtvollen Hauseingängen und Toreinfahrten noch mitten in der Stadt. In den Vorderhäusern wohnte das Bürgertum, die Seitenflügel boten eigene Aufgänge für Dienstboten. Die weniger wohlhabende Bevölkerung hat auf engem Raum in den preiswerteren, vergleichsweise dunklen Hinterhofwohnungen gelebt und gearbeitet.

Besonders sichtbar ist die verwinkelte Hinterhofstruktur Berlins in den Hackeschen Höfen im Stadtteil Mitte. Dieses historische Ensemble lockt heute Touristen aus aller Welt an, aber auch einheimische Flaneure kommen gerne in die beliebte Einkaufspassage.

Die vom damals renommierten Architekten und Bauunternehmer Kurt Berndt geplanten Hackeschen Höfe wurden 1905 fertiggestellt. Der Gebäudekomplex umspannt bis heute acht Höfe, für die seit ihrer Anfangszeit eine Mischnutzung von Gewerbe, Kunst und Kultur sowie Wohnungen vorgesehen war. Nachdem die Höfe im Zweiten Weltkrieg teilweise beschädigt und in der DDR vernachlässigt wurden, fand in den 1990er Jahren eine großzügige Sanierung statt. Heute beherbergen die Hackeschen Höfe neben Kinos und Restaurants eine Vielzahl an Boutiquen und Geschäften und gelten als Ausgangspunkt für Shoppingtrips durch Berlins pulsierende Mitte.

Die Hackeschen Höfe sind heute wieder eine beliebte Einkaufspassage

Hafencity und Klinkerexpressionismus: Hamburgs Baustoff Nummer 1 ist Backstein

Der Norden Deutschlands ist seit Jahrhunderten von Ziegelbauweise und rötlichen Backsteinen geprägt. Mangelnde Natursteinvorkommen in den flachen Gegenden der Nord- und Ostseeküste machten es nötig, zum Bauen auf diesen handlichen Rohstoff zurückzugreifen. Backstein konnte mit Schiffen besonders einfach von den Brennereien in die naheliegenden Hansestädte wie Hamburg transportiert werden. Eindrucksvolle Beispiele für kunstvolle Backsteinbauten sind bis heute die Kirchen des Nord- und Ostseeraums – so war die im 16. Jahrhundert fertiggestellte Stralsunder St.-Marienkirche zu ihrer Zeit das höchste Gebäude der Welt.

Ende des 19. Jahrhunderts gehörten die Hamburger Architekten Fritz Höger und Fritz Schumacher zu wichtigen Vertretern des Backsteinexpressionismus, einem parallel zum sachlichen Bauhaus entstandenen Architekturstil, der im Gegensatz zu diesem mit ornamentaler, kantiger Formensprache gestalterische Ausrufezeichen setzen wollte. Eines der bekanntesten Beispiele des Backstein- oder Klinkerexpressionismus ist das von Fritz Höger entworfene Chilehaus in Hamburg. Als Teil des zwischen den Weltkriegen entstandenen Kontorhausviertels musste es viel Bürofläche bieten. Mit seinen zehn Stockwerken gilt das Chilehaus als eines der ältesten Hochhäuser Hamburgs. Sein Markenzeichen ist die nach Osten zulaufende Spitze, die an den Bug eines Schiffes erinnert und seinerzeit als viel beachtete Fotografie um die Welt ging.

Das Chilehaus in Hamburg ist weltweit bekannt

Dem Stahlbeton sei Dank: Frankfurt am Main strebt nach ganz oben

Doch Hamburg ist bei weitem nicht die einzige deutsche Stadt, die mit eindrucksvollen Bürohäusern aufwartet. Eines der wertvollsten Bürogebäude Deutschlands steht in der Wolkenkratzermetropole Frankfurt am Main. Seine Fassade schimmert rötlich, wie bei nordischen Backsteinbauten, allerdings besteht sie hier aus poliertem Granit. Die Spitze des Gebäudes bildet eine dreigeschossige Pyramide, die abends und nachts beleuchtet ist und beim Anflug auf den Frankfurter Flughafen von Gästen aus aller Welt gesehen und bestaunt werden kann. Die Rede ist vom bis 1991 im historisch orientierten Art-Déco-Stil errichteten Messeturm, der sechs Jahre lang das größte Hochhaus der Europäischen Union war. Nur aufgrund einer besonderen Stahlbetonkonstruktion war es möglich, die damals außergewöhnliche Gebäudehöhe von 256,5 Metern zu erreichen.

Den Status der deutschen Stadt mit den meisten und höchsten Hochhäusern hat Frankfurt sich seit der Nachkriegszeit aufgrund einer Reihe von begünstigenden Faktoren sichern können. Das Areal der bei Bombenangriffen zerstörten, weltbekannten Frankfurter Altstadt forderte zukunftsorientierte Lösungen. Aber auch die hohe Bevölkerungsdichte erforderte kreatives Umdenken, da der Platz für Wohnbebauung durch umliegende geschützte Grünflächen und den Frankfurter Flughafen begrenzt ist. Nicht zuletzt zieht die wirtschaftsstarke Großstadt Investoren und Unternehmer aus der ganzen Welt an – eine Entwicklung, die jüngst aufgrund des Zuzugs internationaler Banken infolge des EU-Austritts Großbritanniens noch verstärkt wurde. Frankfurts Skyline ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden, die in den letzten zehn Jahren über 100.000 neue Bewohner vermelden konnte und für deren wirtschaftliches Wachstum ebenfalls kein Ende in Sicht ist.

Der Frankfurter Messeturm zitiert den Art-Déco-Trend der 1930er Jahre

Statuen und Säulen: Münchens Museen machen die Stadt zum “Isar-Athen”

Der Hauch von Art-Déco im Baustil des Frankfurter Messeturms war inspiriert vom Wettbewerb ambitionierter Hochhausprojekte in den USA ab den 1920er Jahren. Doch nicht nur bei der Planung des Messeturms in Frankfurt – kurz vor der deutschen Wiedervereinigung – hat man sich gestalterisch an vergangenen Epochen orientiert.

Auch zu Zeiten des bayerischen Königs Ludwig I., in denen die Industrialisierung neuen Wohlstand gebracht hat, war eine gestalterische Rückbesinnung in Mode, die später als Klassizismus in die Lehrbücher eingegangen ist. In München ließ der König den Königsplatz von den Architekten Karl Fischer und Leo von Klenze nach antikem, griechischen Vorbild umgestalten. Ihm schwebte ein modernes “Athen an der Isar” vor.

Das bedeutendste Bauwerk am Platz ist die Glyptothek, in der bis heute eine Sammlung antiker römischer und griechischer Statuen bewundert werden kann. Ganz im Stile eines griechischen Tempels hat das Gebäude eine symmetrische Fassade aus ionischen Säulen. Eingelassen in die sonst ungegliederten Außenwände sind Nischen, in denen sich auch außen am Gebäude Statuen befinden. Zusammen mit den benachbarten Gebäuden des Königsplatzes sollte ein öffentlicher Platz im Sinne eines römischen Forums entstehen. Heute ist der Königsplatz Teil des Kunstareals München mit einer Vielzahl an Museen, Galerien und Kunsthochschulen.

Der Klassizismus war nicht nur in der bayerischen Landeshauptstadt ein absoluter Trend des 19. Jahrhunderts

Der Kölner Dom: Darum gilt die “vollkommene Kathedrale” als bedeutendstes gotisches Bauwerk der Welt

Ebenfalls im 19. Jahrhundert fertiggestellt, darf der Kölner Dom als architektonisches Meisterwerk in dieser Reihe nicht fehlen. Der Bau dieser monumentalen Kathedrale hat allerdings einige Jahrhunderte gedauert – die Grundsteinlegung erfolgte bereits im Jahre 1248. In einem enormen Kraftakt wurde die Kirche dann innerhalb weniger Jahrzehnte fertiggestellt und galt schon bald darauf nicht nur als Wahrzeichen der katholischen Kirche, sondern auch als Nationalsymbol des kurz zuvor zum Kaiserreich vereinten Deutschlands. Von einigen Kunsthistorikern wird der Kölner Dom als “vollkommene Kathedrale” bezeichnet. Mit seinen Spitzbögen und hoch hinauf strebenden Stützpfeilern ist er weithin als Bauwerk der Gotik erkennbar. Auch innen markieren lange, schlanke Säulen und das hohe Kreuzrippengewölbe den gotischen Stil, der die Schwere vorhergegangener, romanischer Bauwerke zu überwinden suchte. Nicht zuletzt ist es durch diese Bauweise möglich gewesen, viele kunstvoll verzierte Fenster einzubauen und das Innere der Kathedrale von Licht durchfluten zu lassen. Einen besonderen Besucheranreiz bietet seit Anfang des 21. Jahrhunderts ein von Gerhard Richter, dem erfolgreichsten deutschen Künstler der Gegenwart, entworfenes Kirchenfenster im Südquerhaus.

Der Kölner Dom wurde im 19. Jahrhundert nach fast 700 Jahren fertiggestellt

Architektur in Deutschland: Ein Buch mit vielen Kapiteln

Die fünf in diesem Artikel vorgestellten Bauwerke sollen exemplarisch für die umfangreiche architektonische Vielfalt der Bauwerke in Deutschland stehen. Verschiedene Baustile wie der Klinkerbau können auf die Standorte und Regionen verweisen, sind aber nie exklusiv in nur in einer Stadt zu finden. Es lohnt sich aber, sich mit der Geschichte der Gotik, des Blockrandbaus oder der Wolkenkratzer zu befassen. So können auch aktuelle Bauvorhaben oder Wohntrends der deutschen Metropolen besser eingeordnet werden. Entgegen der prunkvollen Gebäudeplanung vergangener Epochen hält nicht zuletzt seit der Gründung des Bauhauses in den 1920er Jahren ein Trend zur Reduktion und zum Minimalismus Einzug in die zeitgenössische Architektur. Für einen Einblick in die Entwicklung der städtischen Lebensräume lohnt sich unser Artikel über das Wohnen der Zukunft.

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