Evergrande-Pleite: Krise der chinesischen Immobilienriesen
Letztes Update: 01.02.2022
Lange hat der chinesische Immobilienmarkt geboomt, doch das geht nun auf ein Ende zu. Mehreren der größten chinesischen Immobilienentwickler, darunter auch dem Immobilienkonzern Evergrande, droht nun die Insolvenz. Dies bedeutet nicht nur eine Immobilienkrise und negative Auswirkungen auf die Wirtschaft Chinas, sondern könnte auch Folgen für die ganze Welt mit sich ziehen. Die Deutsche Bundesbank warnte bereits vor den wirtschaftlichen Folgen einer Immobilienkrise in China. Doch was bedeutet dies nun für uns? Droht uns im Jahre 2022 eine Weltwirtschaftskrise wie die US-Immobilienkrise 2008? Was kann China tun, um dies zu verhindern? Dies und mehr beantwortet McMakler Ihnen in diesem Artikel.
Das Ende des boomenden Immobilienmarktes: Evergrande und Co. droht die Pleite
Aus dem Immobilienboom in China wird eine Immobilienkrise: Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat mit seiner rapiden Expansion mehr als 300 Milliarden US-Dollar Schulden angesammelt. Ebenfalls soll es weitere Verpflichtungen von über 50 Milliarden Dollar geben. Mit mehr als 17 Milliarden Euro ausstehender Anleihen von ausländischen Investoren hat Evergrande die höchste Verschuldung von allen chinesischen Immobilienkonzernen. Die Kredite konnte Evergrande leicht erwerben: Wohnungen in China werden üblicherweise auf Vorkasse gebaut. Doch nun steckt der Immobilienkonzern in massiven Schwierigkeiten. Der Immobilienkonzern Evergrande kann die Schulden nicht begleichen. Das Unternehmen Fitch, ein Kreditwürdigkeitsbewerter, erklärte Evergrande in Zahlungsverzug und stufte, wie auch weitere Ratingagenturen, die Kreditwürdigkeit des Unternehmens herunter. In den letzten Monaten hat Evergrande Vermögenswerte zu Niedrigpreisen verkauft, um den Rückzahlungen an Investoren, Lieferanten und Kunden nachkommen zu können. Der Immobilienkonzern hat sogar angeboten, die Schulden bei den Investoren mit Immobilien zu begleichen.
Doch Evergrande ist nicht der einzige Immobilienkonzern, der von einer Zahlungsunfähigkeit betroffen ist. Nach Evergrande sind nun auch der Immobilienentwickler Kaisa und weitere Unternehmen in eine brenzlige Lage geraten.
Die sich anbahnende Immobilienkrise ist nicht nur für China besorgniserregend, sondern lässt auch ausländische Investoren auf der ganzen Welt ängstlich zittern. Die Zahlungsunfähigkeit zahlreicher Unternehmen wie Evergrande und Co. könnte sich auf den ganzen Immobilien- und Finanzsektor Chinas auswirken, und sogar in einer Weltwirtschaftskrise ausarten. Da der Immobiliensektor rund ein Viertel des gesamten Bruttoinlandsproduktes Chinas ausmacht, ist er sehr in die internationale Ökonomie eingeflochten. Eine Immobilienkrise in China könnte somit dramatische Folgen für die gesamte Weltwirtschaft mit sich tragen.
Wer ist Evergrande?
Der Konzern Evergrande wurde 1998 von Hui Ka Yan gegründet, der einst der reichste Mensch in Asien war. Schnell wurde Evergrande zum zweitgrößten Immobilienkonzern in China. Dafür hat der Immobilienkonzern eine rapide Expansion vorangetrieben, für die sich Evergrande mehr als 300 Milliarden Euro geliehen hat. Evergrande besitzt zurzeit mehr als 1300 Immobilienprojekte in ganz China.
Wie kam Evergrande in Schwierigkeiten?
Im letzten Jahr hat die Regierung in Beijing neue Regeln erlassen, die kontrollieren sollen, wie viel Geld große Immobilienentwickler besitzen. Der Staat wollte mit den neuen Regelungen die Verschuldung reduzieren und gegen die Spekulation mit Wohnungen vorgehen. Festgesetzt wurden drei Regeln:
Das Verhältnis von Verbindlichkeit zu Vermögenswerten darf nicht bei mehr als 100 Prozent liegen
Der Nettoverschuldungsgrad darf nicht bei mehr als 100 Prozent liegen
Das Verhältnis von liquiden Mitteln zu Verbindlichkeiten von Unternehmen muss über dem Faktor 1 liegen.
Da Evergrande schon vor dem Erlass dieser Regeln stark verschuldet war, veräußerten sie zahlreiche Grundstücke zum niedrigsten Preis, um schnell das Geld für die Rückzahlungen zu verdienen. Jedoch brachte dies nichts. Der Immobilienkonzern konnte seine Schulden nicht begleichen und die Aktien sanken um fast 90%.
Die Folgen einer Insolvenz von Evergrande
Es ist unbestreitbar, dass die Insolvenz vom Immobilienkonzern Evergrande schwere Folgen für die chinesische Wirtschaft mit sich tragen würde. Viele Menschen haben sich bereits Immobilien bei Evergrande gekauft, die aber noch gar nicht gebaut worden sind. Durch eine Insolvenz würden diese Menschen ihr Geld verlieren. Auch die Firmen und Investoren, die mit Evergrande zusammengearbeitet haben, als Geldgeber, Lieferant oder Kunde, würden große Verluste machen. Dies würde sich auch auf den Finanzsektor auswirken. Banken und andere Geldgeber könnten durch den großen Verlust keine großen Anleihen mehr ausgeben, wodurch viele Firmen weder weiter wachsen noch weiter bestehen können. Auch ausländische Investoren würden China nicht mehr als einen sicheren Markt zum Investieren ansehen.
Die Immobilienblase platzt: Bahnt sich eine neue Weltwirtschaftskrise an?
Da das Finanzsystem in China eng mit dem Immobiliensektor verbunden ist, der ein großes Stück zur Finanzwirtschaft beiträgt, treten vermehrt Sorgen auf, dass sich der Kollaps vom Immobilienkonzern Evergrande und anderen Immobilienunternehmen zu etwas wie der Pleite der US-Bank Lehman Brothers entwickeln und genau wie im Jahr 2008 die nächste Weltwirtschaftskrise auslösen könnte. Die Meinungen sind gespalten. Laut Professor Dr. Horst Löchel von der Frankfurt School of Finance and Management, wird die Immobilienkrise in China die Weltwirtschaft treffen und somit auch Folgen für Deutschland haben. Wird der Immobiliensektor, der zu rund 30 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung beiträgt, eingeschränkt, so wird dies die Konjunktur stark belasten und somit auch die Weltwirtschaft und Deutschland betreffen. Platzt also die Immobilienblase? Die Deutsche Bank Fondstochter DWS und die Präsidenten der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde sind anderer Meinung. Der Immobilienkonzern Evergrande sei nicht so global vernetzt wie Lehman-Brothers es gewesen war. Auch der deutsche Finanzaufseher Bafin schätzt die Auswirkungen eines Kollaps vom Immobilienkonzern Evergrande auf die deutsche Finanzwirtschaft zurzeit gering ein.
Kommt der Staat zur Hilfe?
Lange schien es, als würde Chinas Regierung nicht in Evergrandes brenzlige Lage eingreifen. Viele Finanzexperten glaubten jedoch daran, dass Beijing früher oder später zur Rettung des Unternehmens kommen würde, da die wirtschaftlichen Folgen eines Bankrotts zu massiv wären. Dies ist nun geschehen. Am 18. Januar kündigte die staatlich kontrollierte Shanghai Pudong Development Bank eine fünf Milliarden Yuan schwere Anleihe für Evergrandes ausstehende Bauprojekte an. Auch der Minmetals International Trust kaufte Evergrande zwei Bauprojekte im Wert von ca. 11 Millionen Euro im Süden Chinas ab. Experten erwarten, dass auch weitere Geldgeber dem Beispiel folgen werden, um die vielen zahlungsunfähigen Immobilienentwickler zu schützen.