Immobilien London: Brexit, Corona und der Immobilienmarkt
Letztes Update: 15.03.2022
7-Quadratmeter-Mini-Wohnung wird für 108.000 Euro verkauft! Mit dieser unglaublichen Meldung hatte es der Londoner Immobilienmarkt erst kürzlich in die Schlagzeilen geschafft. Auch hier in Deutschland sorgte der Verkauf mit dem gigantischen Kaufpreis für Aufsehen. London gilt ohnehin schon als eine der teuersten Städte der Welt. Wer schon einmal als Tourist in der Metropole an der Themse war, kann dies wahrscheinlich bestätigen. Doch auch wer dort lebt, muss insbesondere beim Thema Wohnen tief in die Tasche greifen, denn der Londoner Immobilienmarkt ist hart umkämpft. Wie sich die Londoner Immobilienpreise entwickelt haben und was es mit dem Wahnsinns-Verkauf der Mini-Wohnung auf sich hatte, fassen wir in diesem Artikel für Sie zusammen.
Die kleinste jemals verkaufte Wohnung in London
90.000 Pfund Kaufpreis für eine 7-Quadratmeter-Wohnung, in der gerade einmal ein Hochbett, eine Mini-Küche und WC und Dusche Platz finden! Klingt verrückt? Ist aber gerade im Londoner Stadtteil Lower Clapton passiert. Mit einem Startpreis von 50.000 Pfund lag der tatsächliche Kaufpreis noch einmal rund 80 Prozent darüber. Der Verkauf lief dabei über ein Auktionshaus und die hätten tatsächlich sogar einen noch höheren Preis erwartet, wurde die Wohnung doch bereits 2017 schon einmal für 103.500 Pfung veräußert. Dass die Mini-Wohnung eine beachtliche Miete von rund 800 Pfund einbringt, ist bei dem gigantischen Kaufpreis auch nicht mehr verwunderlich. Der Londoner Immobilienmarkt zählt ohnehin schon zu den teuersten weltweit, doch dieses Beispiel verdeutlicht noch einmal mehr, in welche Richtung sich die Immobilienpreise in der europäischen Metropole entwickelt haben.
Sinkende Preise nach dem Brexit-Referendum
Der Immobilienmarkt Londons hat chaotische Zeiten hinter sich. London galt lange als Sinnbild für eine boomende Immobilienbranche. Nach dem Brexit-Referendum im Sommer 2016 stagnierten die Preise plötzlich. Und das nicht nur in London sondern landesweit. In einigen der besten Lagen Londons fielen die Immobilienpreise sogar um bis zu ein Fünftel. Unter Eigentümern machte sich Unsicherheit breit, ihre Immobilien sanken plötzlich im Wert. Ebenso herrschte Unsicherheit in Investorenkreisen, denn niemand wusste so recht welche politischen als auch wirtschaftlichen Auswirkungen ein Brexit haben würde.
Mit dem EU-Austritt setzt die Wende ein
Tatsächlich setzte mit der Parlamentswahl im Dezember 2019 und dem tatsächlichen EU-Austritt im Januar 2020 die Wende auf dem Londoner Immobilienmarkt ein. Nach mehreren Jahren stagnierenden Preisen, stiegen diese langsam wieder an. Auch die Zahl der Transaktionen, die seit 2016 deutlich zurückgegangen war, nahmen wieder zu. Doch kaum blühte der Immobilienmarkt Londons langsam wieder auf, wartete schon die nächste Herausforderung auf die Branche – die Corona-Pandemie.
Corona lässt Londoner Mieten sinken
Insgesamt zeigte sich während der Pandemie, wie robust der Immobilienmarkt in Großbritannien ist. Trotz der Pandemie setzte sich der positive Trend auf dem Immobilienmarkt nämlich weiter fort. Entgegen des landesweiten Trends von steigenden Mieten, zeigte sich in London allerdings ein anderes Bild. In der Hauptstadt konnte erstmals seit vielen Jahren ein Rückgang der Mietpreise aufgrund der Pandemie-Auswirkungen verzeichnet werden. Experten gehen davon aus, dass die Lebens- und Arbeitsbedingungen während der Pandemie auch in London zu einer “Stadtflucht” geführt haben könnte. Vermehrtes Arbeiten im Homeoffice erlaubte den Leuten nun, auch weiter entfernt von ihren Unternehmen zu leben. Zudem haben Großstädte während der Pandemie durch Lockdowns, Ausgangsbeschränkungen und Schließungen weitestgehend all ihre Vorteile verloren. Die Menschen sehnten sich zunehmend nach einem entspannten Rückzugsort im Grünen. Dass die Nachfrage in London während der Pandemie gesunken ist und Menschen zunehmend in ruhigere Gegenden zogen, bestätigen auch die stark angestiegenen Nachfragen in britischen Regionen wie Cornwall, im Südwesten Englands oder in den Vororten Londons.
Häuserpreise in Großbritannien so hoch wie nie zuvor
Dass die Briten während der Corona-Pandemie vermehrt in ein größeres Zuhause investiert haben, bestätigen die Häuserpreise in Großbritannien, die Ende 2021 auf ihren absoluten Rekordwert geklettert sind. Im Durchschnitt waren Häuser in Großbritannien 2021 etwa 24.000 Pfund teurer als noch im Jahr davor. Zudem gab es in 2021 auch deutlich mehr Transaktionen als noch 2019 im Jahr vor der Pandemie. Befeuert wurde dieser Immobilienboom nicht nur durch die tiefen Zinsen sondern auch durch das teilweise Aussetzen der Stempelsteuer. Diese ist mit der Grunderwerbsteuer in Deutschland vergleichbar und wurde während der Pandemie erst ab einem Kaufpreis von 500.000 Pfund anstelle der 125.000 Pfund fällig. Inwieweit sich der Immobilienmarkt nach der Pandemie und den steuerlichen Erleichterungen weiterentwickelt und ob der Trend von der Stadt hinaus auf das Land andauert, bleibt also erst einmal abzuwarten.