Ökologisches Bauen: Mehr Nachhaltigkeit mit natürlichen Baustoffen
Letztes Update: 16.07.2021
Holz, Lehm und Stroh sind Baumaterialien aus frühesten Zeiten. Die Liste ist inzwischen um einiges länger geworden und die Herstellungsverfahren nachhaltiger Baustoffe sind ausgesprochen innovativ: Das Interesse am ökologischen Bauen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Ein allseitiges Klimabewusstsein und der Wunsch, gesund zu wohnen und zu leben, hat zahlreiche erstaunliche Natur-Baustoffe hervorgebracht. Lesen Sie hier, wie sich ökologisches Bauen realisieren lässt.
Mit grünen Baustoffen in eine klimaneutrale Zukunft
Der Klimawandel und die nötige Energiewende stellen auch die Baubranche vor neue Herausforderungen. Jahrzehntelang wurden Häuser aus Beton, Stahl und Aluminium gebaut. Doch diese Materialien sind wenig nachhaltig. Zum einen werden für die Herstellung von Beton, neben Sand, Kies und Wasser teilweise hochgiftige Zusatzstoffe benötigt. Zum anderen wird durch die notwendige Verbrennung von Kalkstein eine große Menge CO2 freigesetzt. Das Gleiche gilt für die Roheisen- und Stahlerzeugung, die ebenfalls erhebliche Mengen umweltschädlicher Abgase als Nebenprodukte in die Umwelt abgeben.
Welche Naturstoffe werden beim ökologischen Bauen eingesetzt?
Der Weg in eine klimafreundliche Zukunft kann nur erfolgreich gegangen werden, wenn sich die Entwicklung neuer Bau- und Dämmstoffe auf Aspekte der Nachhaltigkeit konzentriert. Verschiedene Institute und Forschungseinrichtungen haben bereits erstaunliche Ergebnisse erzielt. Es ist verblüffend, aus welchen Naturstoffen und Recycling-Materialien heute grüne Eigenheime und nachhaltige Ökohäuser gebaut werden können.
Seegras und Popcorn in der Wand? Ganz und gar nicht abwegig
Manche Materialien für ökologisches Bauen muten noch recht abenteuerlich an, aber die erfolgreiche Verarbeitung gibt den Experten Recht:
Seegras ist beispielsweise ein stetig nachwachsender Rohstoff auf dem Meeresgrund und dient als optimales Dämmmaterial, da es zwar relativ viel Feuchtigkeit aufnehmen kann, dabei aber nicht verklumpt, sodass auch mit der Zeit keine Hohlräume entstehen.
Popcorn ist ein richtiger Allrounder: Bereits seit 2011 sind die an der Universität Göttingen entwickelten Spanplatten namens „Balance-Board“ auf dem Markt. Sie bestehen zu einem Drittel aus Popcorn. Ziel ist es, irgendwann Baustoffe herzustellen, die vollständig auf Maisgranulat basieren. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig: Möbel, Platten, Verpackungen, Popcorn als Dämmstoff und für Trennwände.
Die Klassiker für ökologisches Bauen: Holz und Ziegel
Außerdem gibt es natürlich Baustoffe, die schon lange erfolgreich für ökologisches Bauen zum Einsatz kommen. Das dänische Holzhaus und seine große Schwester, das Schwedenhaus, prägen seit Zeiten die nordeuropäischen Landschaften. Auch der klassische Ziegelstein ist grundsätzlich ein nachhaltiger Natur-Baustoff und verfügt über eine Reihe von Vorteilen.
Holz war bereits vor Hunderten von Jahren einer der populärsten Rohstoffe und erlebt derzeit eine neue Renaissance. Er findet sich in fast allen Konstruktionsanwendungen von der Fassade bis zum Rahmenbau sowie als Dämmstoff. Als ständig nachwachsender Rohstoff ist Holz zudem in der Regel überall regional verfügbar.
Der gute alte Ziegel bleibt ebenfalls ein Grundmaterial für ökologisches Bauen. Seit jeher überzeugt er durch seine hohe Tragfähigkeit und ausgezeichnete Schall- und Wärmeleistung. Ein wichtiger Aspekt ist die Langlebigkeit eines Ziegelhauses, die man als Bauherr ebenfalls immer im Blick hat.
Robuster als gedacht: Hanf, Flachs und Co
Einen interessanten und positiven Effekt bringen Dämmstoffe wie Hanf, Flachs, Schilf und Co. ins bauliche Spiel: Ihre teilweise enthaltenen Bitterstoffe machen sie resistent gegen Schädlinge, dabei hätte man doch annehmen können, dass grade diese Materialien ein wahres Paradies für jede Menge kleine neue Mitbewohner wäre. Das Gegenteil aber ist der Fall. Wichtig ist natürlich immer die fachmännische Verarbeitung und professionelle Verbauung. Viele Anbieter und Bauunternehmen haben sich inzwischen auf ökologisches Bauen spezialisiert und entwerfen ganzheitliche Konzepte hinsichtlich der Wärmeversorgung, Baustoffe und Energieeinsparung.
Auf dem Vormarsch – das sind die neuen ökologischen Bau- und Dämmmaterialien:
Flachs
Hanf
Kork
Lehm
Schafswolle
Schilf
Seegras
Stroh
Wiesengras
Zellulose (Altpapier)
Viele der natürlichen Baustoffe haben den entscheidenden Vorteil, dass sie lediglich das CO2 binden, das sie während der Wachstumsphase gespeichert haben. Zu ihrer Herstellung werden zudem weniger Energie und keine Verbrennungsvorgänge benötigt.
Nachwachsende Rohstoffe aus der Natur: Wie ökologisch sind sie wirklich?
Der Hauptgrund, sich von den klassischen Baustoffen Beton und Stahl zu lösen, ist das Ziel, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Ein weiteres Problem stellt der Ab- und Umbau von Betonbauten dar. Der Recyclingprozess bedeutet einen hohen Energieaufwand. Ökologische, weitestgehend pur belassene Baustoffe verlassen den Kreislauf der Natur nicht und sind somit wesentlich leichter wiederzuverwerten – oder ganz einfach zu kompostieren.
Gesund leben im ökologischen Eigenheim
Die Verwendung von nachhaltigen Baustoffen ist nicht nur eine Entscheidung für die Umwelt und den Klimaschutz. Sie kommt Ihnen und Ihrer Familie auch gesundheitlich entgegen. Das Innenraumklima wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Ökologisches Bauen verbessert das Raumklima gleich auf mehreren Ebenen:
Kein Befall von Schimmel, Schädlingen, Legionellen
Verzicht auf chemische Zusatzstoffe reduziert das Auftreten von Allergien bis hin zu ernsthaften Erkrankungen durch Feinstaub oder Radon (gesundheitsschädliches Gas).
Verbesserter Luftwechsel/ Luftfeuchtigkeit
Die natürlichen Dämmmaterialien bringen einen hervorragenden Lärmschutz mit sich und verbessern die Raumakustik.
Effiziente Nutzung des Tageslichts
Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens durch Haptik und Ästhetik
Klarer Mehrwehrt durch ökologisches Bauen
Planen Sie beispielsweise als Bauherr eine energetische Sanierung, einen Aus- oder Umbau oder sogar ein zukünftiges ganzheitliches Neuprojekt, dann lohnt es sich, den vollständigen nachhaltigen Lebenszyklus des neuen Eigenheims zu betrachten – die Erstinvestition in erneuerbare Baustoffe bringt langfristig einen klaren ökologischen Mehrwert und eine Steigerung der Wohn- und Lebensqualität.