Der Grundriss: Formen, Planung und Anforderungen
Letztes Update: 08.02.2022
Bei einem Grundriss, der auch als Ichnographie bezeichnet werden kann, handelt es sich um eine zweidimensionale, zeichnerisch dargestellte Abbildung von Räumlichkeiten innerhalb eines Hauses oder einer Wohnung. Durch die Veranschaulichung können potenzielle Mietinteressenten oder Immobilienkäufer eine Vorstellung der baulichen Aufteilung gewinnen und eine grundlegende Entscheidung treffen, ob das jeweilige Objekt für den eigenen Zweck geeignet ist. In der Planungsphase für einen Neubau gibt ein Grundriss Auskunft über die Anzahl der Räumlichkeiten, die Größe der Wohnfläche sowie die Integration von Verkehrsflächen in Form von Fluren und Gängen. Was Sie sonst noch über Grundrisse wissen müssen und was bei der Planung zu beachten ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
Formen von Grundrissen – offene Bauweisen werden immer beliebter
Bei einem Grundriss gibt es unterschiedliche Formen, die in Abhängigkeit von Bebauungsplan und Baurichtlinien stehen. Trotz aller Vorgaben haben Sie als Bauherr in der Regel einen großen Spielraum bei der Erstellung eines Grundrisses für ein Einfamilienhaus, einen Bungalow oder ein Tiny House. Schwieriger ist die Planung eines Grundrisses bei einer Wohnung, da diese Bestandteil eines Hauskomplexes ist und darin integriert werden muss.
Die meisten Grundrisse basieren auf einer rechteckigen Form. Etwas mehr Spielraum zur individuellen Entfaltung und kreativen Gestaltung bieten Grundrisse in L-Form. Bei dieser Variante kann beispielsweise ein Garten oder ein Pool im Außenbereich teilweise vom Haus umschlossen werden. Je mehr Spielraum Sie als Bauherr besitzen, desto ausgefallener können die Grundrisse geplant und gezeichnet werden.
Klassische Grundrisse „Flurtyp“: Die meisten Bauherren erarbeiten gemeinsam mit den Architekten einen klassischen Grundriss. Hierbei bildet der Flur den zentralen Ausgangspunkt auf dem Grundriss eines Hauses, von dem aus alle anderen Räumlichkeiten sehr gut zugänglich sind. Bei dieser Bauform existiert eine Vielzahl von Rückzugsmöglichkeiten, allerdings sind damit Einschränkungen bezüglich der Raumgröße vorhanden.
Offene Grundrisse: Deutlich an Beliebtheit gewonnen haben offene Grundrisse bei Wohnungen oder Einfamilienhäusern. Dabei setzen Bauherren beziehungsweise Architekten auf größere Räume durch die Zusammenführung von Küche und Wohnbereich. Dadurch werden die Schlaf- und Arbeitsbereiche kleiner, bieten aber dennoch ausreichend Gelegenheit zum Rückzug.
Ensemblegrundriss: Die Grundausrichtung bei einem Ensemblegrundriss eines Hauses, das hierbei häufig in L-Form errichtet wird, ist die Trennung der Räumlichkeiten hinsichtlich ihrer Funktionalität. Ein Bereich für die Kinder, ein Arbeits- sowie ein Wohnbereich bilden für sich kleinere Inseln des täglichen Lebens.
Einen Grundriss für ein Haus oder eine Wohnung optimal planen
Selbstverständlich haben Sie als Bauherr die Entscheidungshoheit, wie der Grundriss Ihres Hauses oder ihrer Wohnung gestaltet sein soll. Dennoch gibt es Faktoren, die bei der Planung berücksichtigt werden sollten. Insbesondere bei der Ausrichtung der Räumlichkeiten existieren Grundlagen, die das tägliche Leben in der Immobilie erleichtern können.
Wohn- und Aufenthaltsräume sind idealerweise in Richtung Süden oder Westen im Grundriss auszurichten, damit der Sonnenschein möglichst lange ausgekostet werden kann.
Wer gerne von der Sonne geweckt werden möchte und helles Licht zum Aufstehen braucht, legt das Fenster für das Schlafzimmer in den Osten. Toiletten, Nebenräume und Abstellräume hingegen sind frei planbar, da hier das natürliche Licht eine untergeordnete Rolle spielt. Bei zwei oder mehr Vollgeschossen gestaltet sich die Planung des Grundrisses etwas schwieriger. Aus wirtschaftlichen Gründen ist es empfehlenswert die Nassräume und die Toiletten übereinander zu legen.
Des Weiteren hat sich bewährt, die Küche oder Aufbewahrungsräume in die Nähe der Haustür zu legen, um die Einkäufe schnell und unkompliziert verstauen zu können. Alternativ kann ein Hauswirtschaftsraum oder die Küche mit einer weiteren Außentür auf dem Grundriss versehen werden, die entweder einen Zugang zur Garage besitzt und zum Stellplätz des Autos führt.
Anforderungen: Was gehört alles zu einem Grundriss?
Bei aller Planungsfreiheit muss ein Grundriss bestimmte Anforderungen erfüllen, damit er realisiert werden kann. Mithilfe eines Statikers werden die tragenden Wände bestimmt und welche Stützlasten sie tragen können. In Zusammenarbeit mit einem Architekten wird versucht, Ihre Wünsche als Bauherr möglichst ideal in einem Grundriss umwandeln zu können. Nicht unerheblich bei der Planung sind die Türen und Fenster, die mit zum Grundriss gehören. Sie können die Statik eines Hauses entscheidend verändern. Die korrekte Größe und die Öffnungsrichtung werden im Grundriss festgehalten, um später auch die Möblierung kalkulieren zu können.
Tipps zur Erstellung eines Grundrisses
Bei der Planung und der Erstellung eines Grundrisses gibt es zahlreiche Fehlerquellen und Stolperfallen. Gerade Laien neigen bei der Planung zu viel zu großen Räumlichkeiten, planen weniger flexibel und lassen Standortfaktoren außer Acht. Mit folgenden Tipps kann der Grundriss gelingen:
Verkehrsfläche nicht zu groß gestalten: Verkehrsflächen in Form von Fluren oder Gängen geraten oftmals zu groß und verschlingen wertvollen Wohnraum. Lange Flure ergeben nur Sinn, wenn separate Hausbereiche erreicht werden wollen, wie ein Arbeits- und Gästebereich.
Räume zu groß: Schlafzimmer beispielsweise werden oftmals viel zu groß gewählt. Es gilt sich zu fragen: Welchen Stellenwert hat ein Zimmer, in dem wirklich nur geschlafen wird? Sollten zusätzliche Quadratmeter nicht lieber einem Kinderzimmer oder dem Wohnbereich zugutekommen?
Türen, Fenster und Licht planen: Energieeffizienz sowie die perfekte Ausleuchtung der Räumlichkeiten mit Tageslicht spielt für das Wohlbefinden eine zentrale Rolle. Planen Sie Türen, Fenster und Licht so, dass Sie dunkle Ecken vermeiden und viel natürliches Sonnenlicht effektiv nutzen.
Schrägen und Nischen vermeiden: Das Dachgeschoss beziehungsweise die Dachform ist in der Planungsphase mit mehreren Herausforderungen verbunden. Verwinkelte Dächer sind von außen hübsch anzusehen, sorgen im Inneren jedoch für Schrägen und Nischen, die nicht genutzt werden können.
Stauraum mit einplanen: Oftmals vergessen werden Räumlichkeiten und Optionen für Stauraum. Wird auf einem Grundriss des Einfamilienhauses deutlich, dass es nicht unterkellert wird, brauchen selten nutzbare Gegenstände einen geeigneten Stauraum.
Offene Grundrisse sind flexibler und kostengünstiger: Ein offener Grundriss, der mit weniger Innenwänden und Türen auskommt, bietet ein hohes Maß an Flexibilität und spart in der Summe auch Kosten.
Lässt sich ein Grundriss online erstellen?
Die Planungsphase ist mit die spannendste, schließlich nimmt das Haus oder die Wohnung mit einem Grundriss erste Gestalt an. Einen Grundriss online zu zeichnen und zu erstellen, ist mit zahlreichen Tools und Apps problemlos möglich. Nutzen Sie die Gelegenheit, um erste Problemstellungen und Herausforderungen zu erkennen, um Ideen zu sammeln und eine Vorlage von einem Grundriss zu erstellen, die von einem Architekten geprüft werden kann.