Liegenschaftskarte – Definition, Zweck und Kosten

Sie möchten eine Immobilie verkaufen oder kaufen? Eine Liegenschaftskarte liefert umfassende Informationen zu einem Grundstück und erweist sich somit als wichtige Referenz bei Immobiliengeschäften sowie Bauangelegenheiten. Welche Informationen eine Liegenschaftskarte beinhaltet, wann genau diese benötigt wird und wo sie beantragt wird, erklären wir Ihnen im Folgenden.

Die Liegenschaftskarte – oftmals auch als Flurkarte oder Katasterkarte bezeichnet – ist eine maßstäbliche Darstellung aller Liegenschaften (Flurstücke, Grundstücke, Gebäude). Als Auszug aus dem Liegenschaftskataster bietet sie einen Nachweis für die Existenz und Begrenzung von Grundstücken. Die Liegenschaftskarte ist die offizielle Grundlage des Grundbuchs und dient als wichtiger Beleg über ein Grundstück im Bauwesen und bei der Immobilien- bzw. Hausbewertung.

Der Maßstab einer Liegenschaftskarte variiert je nach Stadt und liegt normalerweise zwischen 1:500 und 1:1000. Auf dem Land, wo zumeist eine Einteilung in größere Grundstücke vorherrscht, wird oft ein Maßstab von 1:1500 bis 1:2000 verwendet.

Die Darstellung einer Liegenschaftskarte erfasst ferner folgende Angaben:

• Flurstücke mit Flurgrenzen und -nummern

• Gebiets- und Gemeindegrenzen

• Gemarkungsgrenzen

• Lagebezeichnung

• Gebäudenummern und Nutzungsart

• Blattrahmen mit Flurnummer, Gebietsbezeichnung, Maßstab und Herkunft

Je nach Region stellt eine Liegenschaftskarte außerdem folgende Informationen bereit:

• Grenz- und Vermessungspunkte

• topografische Angaben wie Straßenränder und Böschungen

• Abgrenzungsarten (Mauern, Zäune, Hecken)

Einer Liegenschaftskarte bedarf es bei verschiedenen Angelegenheiten, unter anderem bei der Planung von Baumaßnahmen oder als Grundlage für die Berechnung der Grundsteuer. Besondere Relevanz hat eine Liegenschaftskarte beim Immobilienverkauf. Von der Vermarktung bis zur Verkaufsabwicklung zeigt sie sich als wichtiger Bezugspunkt:

• Informationsbasis für Immobilieninteressenten: Vor einem Immobiliengeschäft können Interessenten Informationen wie die Lage und Größe über das gewünschte Objekt recherchieren. Die Liegenschaftskarte liefert Details zu Grundstücksgrenzen, Gemeinde- und Gemarkungsgrenzen, Gebäuden, Bodennutzung und dem Straßennetz. Im ländlichen Raum sind Schätzungen agrarisch nutzbarer Flächen und Bodenschätzungsmerkmale abrufbar.

• Grundlage für Immobilienbewertung: Die Lage eines Grundstücks und einer Immobilie ist mitunter entscheidend für den Wert. Die Flurkarte liefert daher nicht nur Informationen zur Größe, sondern genauso zu verschiedenen Umgebungsfaktoren, die die Immobilienpreise beeinflussen.

• Unterstützung bei der Abwicklung von Immobiliengeschäften: Immobilienmakler und Banken nutzen die Informationen der Liegenschaftskarte für Vermarktungszwecke und zur Ermittlung von Beleihungswerten. Zudem werden die Inhalte der Liegenschaftskarte von einem Notar beurkundet, wenn ein Immobilienkaufvertrag erstellt wird.

• Berechnungsmaßstab: Die Liegenschaftskarte dient als Orientierung und Grundlage für die Berechnung von bodenbezogenen Steuern und anderen grundstücksbezogenen Abgaben.

Um eine Liegenschaftskarte zu beantragen, sollten Sie sich an das Liegenschaftskatasteramt der Gemeinde wenden, in der sich das betreffende Grundstück befindet. Dort können Sie die Karte in der Regel formlos per E-Mail, Fax oder Post anfordern. Oftmals besteht auch die Möglichkeit, die Liegenschaftskarte online zu bestellen.

Gut zu wissen: Grundsätzlich kann jede Person einen Auszug beantragen, ohne ein berechtigtes Interesse nachweisen zu müssen. Bei Ihrem Antrag müssen Sie jedoch angeben, welche Flurstücke für Sie relevant sind und in welchem Umfang der Auszug erstellt werden soll. Das Amt wird dann eine farbige oder schwarz-weiße Kopie des entsprechenden Bereichs für Sie anfertigen. Bitte beachten Sie, dass für diesen Service Gebühren anfallen, die entweder direkt vor Ort oder per Rechnung zu begleichen sind.

Wer eine Liegenschaftskarte beantragen möchte, fragt sich natürlich: Was kostet eine Auskunft aus dem Liegenschaftskataster? Die Gebühren für einen Auszug werden von jeder Stadt regional bestimmt. Gemeinhin liegen diese zwischen 12 Euro bis 60 Euro. In Berlin zum Beispiel werden für einen Auszug (bis zu fünf Seiten) Gebühren in Höhe von 16 Euro veranschlagt.

Wenn Sie planen, ein Grundstück zu bebauen, ist es wichtig, den Bebauungsplan zu überprüfen. Dieser gibt Auskunft darüber, welche Art von Bebauung auf dem Land möglich ist. Basierend darauf reichen Sie dann einen Bauantrag bei der zuständigen Behörde ein. Als Teil des Bauantrags benötigen Sie sowohl eine Liegenschaftskarte – beziehungsweise Flurkarte – als auch einen amtlichen Lageplan. Der amtliche Lageplan besteht aus einem schriftlichen und einem zeichnerischen Teil und wird auf Basis der Daten aus der Liegenschaftskarte erstellt. Während die Liegenschaftskarte eine grobe Darstellung des Grundstücks und der Gebäude enthält, wird die Vermessung für den amtlichen Lageplan von einem öffentlich bestellten Vermessungsingenieur durchgeführt. Dafür wird meist ein Termin vor Ort vereinbart.

Die Liegenschaftskarte stellt ein wichtiges Instrument zur Identifizierung, Dokumentation und Informationsbeschaffung im Zusammenhang mit Grundstücken und Immobilien dar. Wer ein Grundstück oder Immobilie verkaufen oder kaufen möchte, erhält einen Nachweis über Lage, Größe und Zusammensetzung eines Grundstücks sowie über vorhandene Gebäude, öffentliche Straßen und Wege. Verkäufer wie Käufer und Immobilienmakler haben mit der Liegenschaftskarte eine wichtige Grundlage bei der Abwicklung des Immobiliengeschäftes.